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Rund 70 Interessierte nutzten am Sonntagnachmittag die Gelegenheit, um einen Blick hinter die Kulissen des Bezirkskrankenhauses Lohr zu werfen. Anlässlich des Tages des offenen Denkmals konnten die Wissbegierigen den aus Holz- und Stahl errichteten Dachstuhl der Kirche St. Elisabeth und die unterirdischen Versorgungskanäle besichtigen.
"Ich bin überwältigt", sagte Edgar Schuhmann über die hohe Resonanz und Interesse an der Veranstaltung. Der 80-jährige ehemalige Mitarbeiter und Feuerwehrkommandant des Bezirkskrankenhauses (BKH) führt seit zehn Jahren durch die Geschichte des BKHs und sorgte mit vielen Stories für eine kurzweilige Führung. Auch einige Mitarbeiter und Ehemalige nutzten die Gelegenheit, mehr über die Geschichte des Krankenhauses zu erfahren.
Zu Beginn gab Schuhmann in der Kirche einen Abriss über die 110-jährige Geschichte des Bezirkskrankenhauses. Erbaut wurde das Bezirkskrankenhaus von 1906 bis 1912 von Architekt Fritz Gablonsky mit einem dorfähnlichen Charakter. Es galt damals als eine Muster-Heil- und Pflegeanstalt. Die Anstalt war damals für 600 Patienten geplant.
Ein Dreh- und Angelpunkt war das Maschinenhaus, das die 20 Gebäude über ein Kanalsystem mit Energie versorgte. Mit drei Kesseln und Dampfturbinen gab es bereits ein Stromnetz, noch bevor es 1920 in Lohr eine Stromversorgung gab. Die Kirche im neubarocken Stil war somit zu dieser Zeit bereits elektrisch beleuchtet und beheizt. "Wo gab es das schon?", fragte Edgar Schuhmann in die Runde. Heute stehen weite Teile des Geländes unter Denkmalschutz, was Umbauten schwierig und teuer macht.
Unten im Kirchschiff denkt der Betrachter, dass es sich um ein Steingewölbe handelt. Im Dachstuhl angekommen, entpuppt sich die Decke als sogenannte "Rabitzdecke". Diese besteht aus einem Drahtgefecht, Schilf, Putz und ist relativ dünn. Ein Steingewölbe würde laut Schuhmann einen wahnsinnigen Druck auf die Außenmauern bringen. Wenn man da drauf steigt, ist man schnell ein Stockwerk tiefer. "Dann ist man zum letzten Gebet an der richtigen Stelle", scherzt Schuhmann. Aufgehängt ist die Decke an dünnen Drähten. Um Holz einzusparen, verwendeten die Erbauer eine Konstruktion aus Eisenträgern, wie sie auch im Kölner Dom zu finden ist.
Auch der ehemalige Zeigerantrieb der ersten Kirchenuhr steht noch auf dem Dachboden. Sie diente als Antrieb der Zeiger und des Glockenschlags. Betrieben wurde die Uhr mit mehreren Gewichten, die täglich hochgezogen werden mussten. Heute gibt es eine Zentraluhr für das ganze Gelände, die über einen Motor die Antriebsmechanik der Uhr antreibt.
Weiter ging es in die unterirdischen Versorgungskanäle, welche die einzelnen Häuser des Geländes miteinander verbinden. Dort hieß es Kopf einziehen. Los ging es im Raum unter der Kirche. "Hier wurden früher Betonpfosten gemacht", erklärte Edgar Schuhmann. Alle "Krankengebäude" waren früher mit einem Zaun umgeben, wofür die Pfosten Verwendung fanden. Auch ein Wasserrohrnetz ist hier zu sehen, das nach 100 Jahren immer noch in Betrieb ist. Dazu gehört auch ein eigenes Abwassersystem, das früher zu einer Kläranlage am Gutshof führte. Heute machen die über 100 Jahre alten Linden Probleme, die mit ihren Wurzeln die Leitungen beschädigen.
Der große Vorteil der Versorgungskanäle im Untergrund ist, dass diese bei der Erneuerung von Leitungen einfach ohne Erdarbeiten ausgetauscht werden können. Da sich diese so gut bewährt haben, wurde in späteren Jahren bei Neubauten wieder ein begehbarer Kanal gebaut.
Der teils mollig warme Weg entlang der Versorgungsleitungen führte weiter zur Küche und Wäscherei. Dort befand sich ehemals eine Dampfverteilerstation, die laut Schuhmann Dampf direkt in die Waschmaschinen blies, um das Wasser schnellstmöglich zu erwärmen. "Es wurden an einem Tag zwei Tonnen Wäsche gewaschen", sagte Schuhmann. Auch beim Hausnummernsystem des BKH konnte man in der Vergangenheit kurioses erleben. Denn nebeneinanderstehende Gebäude waren nicht fortlaufend, sondern nach Geschlecht der Patienten durchnummeriert: So bekamen Gebäude, in denen Frauen untergebracht waren, gerade, bei Männern waren es ungerade Hausnummern.
Weiter ging es eine Treppe hinunter, um unter der Straße hindurch in einem engen Gang ins Haus 1 zu gelangen. Dort befand sich die erste "ruhige Aufnahme", im späteren Verlauf die Forensik, wo gerichtlich verwahrte psychisch Kranke untergebracht waren. Nachdem die Sicherheitsanforderungen nicht mehr ausreichten, wurde die heutige Forensik gebaut. Seither steht das Haus 1 leer und man weiß nicht, was man damit machen soll.
Mit einem Rundgang durch eine ehemalige Station endete die eineinhalbstündige Führung durch die Geschichte des Bezirkskrankenhauses.
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