Kein Kurbeln mehr, kein Keuchen: Auf unserem Refitboot hebt und senkt sich der Kiel künftig elektro-hydraulisch – und es kommt sogar noch besser
Manchmal muss man einfach Glück haben. Im Falle unserer Dehlya 25 sollten wir wohl besser von einer Glückssträhne sprechen. Denn was sich mit der Hilfe unserer Partner nach und nach zu einem Ganzen fügt, wird mit ziemlicher Sicherheit wundervoll werden.
Der Ausbau bei der Mittelmann's Werft ist bereits in Umrissen erkennbar. Und diese Umrisse sehen klasse aus. Aber dazu später etwas – und in der nächsten Folge des Refit-Blogs ganz viel mehr.
Heute gilt es zunächst, das Geheimnis unserer Hubkiel-Betätigung zu lüften. Und auch die hat es in sich.
Vor einem Jahr bereits hatten wir den Grundlagenbeschluss gefasst: Wir wollen die mechanische Spindel, die zig-fache Umdrehungen an einer Kurbel erforderte, durch eine Hydraulik ersetzen, die den Kiel mit ein paar Pumpenschlägen hochwuchtet. Statt vor dem Mast sollte sie künftig aus dem Cockpit bedienbar sein.
Weil der durch YACHT tv weithin bekannte Bootsbaumeister Sven Walter von M. u. H. von der Linden auf Ebay ein Schnäppchen entdeckt und der Elan des Dehlya-Teams auch den Chefredakteur ergriffen hatte, verstaubt in unserem Ersatzteilkeller, Abteilung Dehlya, Regal 3, Fach 17 jetzt jenes leicht unförmige Ding, mit dem wir so viel vorhatten. Ein Nutzwert-Utensil, verzinktes Stahlblechgehäuse, solide Landmaschinentechnik. Sollte irgendwo in der Backskiste verschwinden, da würde es auf Ästhetik oder technische Raffinesse schon nicht ankommen.
Würde, sollte, hatten – Sie ahnen es! Das Ding ist ein Ding der Vergangenheit. Bevor wir es unserem Buchhalter eines nahen Tages als Totalverlust zur Ausbuchung werden anempfehlen müssen, bekennen wir hier schon mal: Die Pumpe zählt zum bisher erstaunlich überschaubaren Teil vorschnell veranlasster Fehlinvestitionen.
Wer sich je dem Wagnis eines Refits ausgesetzt hat, wird bestätigen können, dass man stets mit einem gewissen Maß an Hoffnungs- oder Hamsterkäufen rechnen sollte, die sich später als verfrüht oder verplant oder sonstwie vertorft herausstellen.
In diesem speziellen Fall sind wir darüber sogar regelrecht froh (auch wenn unser Controller die Freude vermutlich nicht teilen wird). Wir haben durch die frühe Festlegung auf eine Hydraulik zumindest grob schon den richtigen Kurs geplottet – inzwischen aber eine um Längen bessere Lösung gefunden. Okay, nicht wir. Es war Michael Kraske, treuen YACHT-Lesern als Gewinner der Ostseeperle vertraut.
Der Chef des Kieler Maschinenbauers Werner Kluge Engineering tüftelt und fertigt für etliche namhafte Wassersportfirmen, darunter Hanseyachts und Kohlhoff. Marc-Oliver von Ahlen, der das Dehlya-Projekt als Konstrukteur begleitet, hatte ihn uns empfohlen. Und schon im allerersten Gespräch mit YACHT-Redakteur Hauke Schmidt ersann Kraske ad hoc Lösungsansätze, die schlichtweg genial klangen. Besser noch: Sie waren es auch.
Ein paar Monate später liegen nun die finalen Konstruktionspläne vor, und in Kürze wird die Maßfertigung jener Power-Box beginnen, die künftig den Kiel der Dehlya hebt und senkt. Lars Bolle hat sie in seinem Rechner und in 3D schon mal an die richtige Stelle montiert: Sie wird unter den Vorschiffskojen in am Rumpfboden neu einlaminierte Aluplatten geschraubt.
Zunächst hatten wir eine stehende Montage erwogen, direkt vor dem Kielkasten. Eine weniger aufwändige Lösung, die allerdings den Innenraum schmälern und etwas zerklüftet wirken würde, weil dann das viereckige Alugehäuse an ein sich nach vorn verjüngendes, abgerundetes GFK-Teil anschließt.
Für uns sprach neben dem visuellen Eindruck noch ein anderer Punkt dagegen: Wir wollen die Koje nach achtern verlängern, um eine wirklich bequeme Liegefläche für zwei Erwachsene zu schaffen. Dann wäre die Power-Box im Weg und würde die Schulterbreite schmälern. Deshalb verstecken wir sie unter den Kojen.
Einzig ein Dyneema-Stropp an der Vorderkante des Kielkastens lässt dann noch Rückschlüsse zu auf die Art der Hubkiel-Betätigung. Die Leine soll über einen Fallenaustritt, wie man ihn aus dem Mastbau kennt, nach unten umgelenkt werden und dann in der Vierfach-Talje der Powerbox verschwinden. Deren Hydraulik wird elektrisch aktiviert, über einen funkferngesteuerten Motor aus jenem Code-Zero- und Gennaker-Furler, den Peter Kohlhoff vergangenen Herbst vorgestellt und ebenfalls mit Michael Kraske entwickelt hat. Wenn alles eingebaut ist, zeigen wir das System an dieser Stelle noch einmal ausführlich und in Aktion.
Der Clou: Die Power-Box soll in Kleinserie gehen. Als Nachrüstlösung können vom Frühjahr an alle Dehlya-Eigner von der Entwicklung profitieren, wenn sie wie wir der Kurbelei überdrüssig sind und ohnehin vor einem Hubkiel-Refit stehen. Der Preis steht noch nicht genau fest, wird aber wohl um die 1500 Euro für ein manuell betätigtes System liegen.
Wir sehen unsere Dehlya bereits im seichten Wasser des Starnberger Sees von ihrem Trailer gleiten, drücken lässig den Knopf der Fernbedienung für die Power-Box. Im Inneren der Kajüte rumpelt es leise, während der Hubkiel nach unten fährt. Auch beim Ankern ganz nah am Ufersaum von Avernakø oder beim Beachen an der Müritz wird ein Tastendruck genügen, um das 300-Kilo-Eisen aufzuholen. Jedenfalls in unserer von winterlicher Gräue getrübten Vorstellung.
Jetzt müssen wir nur noch eine Lösung fürs Ruder finden. Ach ja..., und den Ausbau hinkriegen und die Deckslackierung und die Elektrik und die Decksbeläge und die Polster und Persenninge. Aber es sind ja noch ein paar Wochen bis zur Taufe auf der Hanseboot Ancora Boatshow im Mai.
So übrigens wird die Dehlya unter Deck aussehen, wenn Hein und Thilo und Paul von der Mittelmann's Werft mit ihr fertig sind. Freitag schauen wir ihnen dabei über die Schulter. Bericht folgt. Bleiben Sie dran!
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