Feintool-CEO: «Wir nehmen einen Trend auf» | Unternehmen Industrie | Finanz und Wirtschaft

2022-08-26 18:29:14 By : Ms. Nicole Zhang

Knut Zimmer, CEO von Feintool, erläutert den Vorstoss der Technologiegruppe in den Wachstumsmarkt der Elektromobilität.

Differenz in Prozenten, um die der Emissionspreis oder der Börsenkurs eines Wertpapiers den Nominalwert oder den inneren Wert unterschreitet. Gegenteil: Aufgeld.

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Wertpapier, das einen Anteil am Kapital einer Aktiengesellschaft verkörpert. Es sichert dem Eigentümer Mitgliedschaftsrechte (Stimm- und Wahlrecht an der Generalversammlung) und Vermögensrechte (Recht auf Anteil am Gewinn, Beteiligungsquote bei Kapitalerhöhungen oder am Liquidationsergebnis) zu.

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Periodische Gegenüberstellung sämtlicher Aktiven und Passiven an einem Stichtag. Die Aktivseite gibt Aufschluss über die Verwendung der Mittel, während die Passivseite über die Beschaffung der Mittel (Finanzierung) orientiert. Teil des Geschäftsberichts.

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Angelsächsische Kürzel für Unternehmenschef (Chief Executive Officer), Leiter der Finanzabteilung (Chief Financial Officer), Leiter Anlagestrategie (Chief Investment Officer) sowie Leiter operatives Geschäft (Chief Operating Officer), die gemeinsam die Geschäftsleitung bilden.

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Ordentlich erwirtschafteter Mittelzufluss aus der betrieblichen Tätigkeit eines Unternehmens. Ausserordentliche Aufwendungen und Erträge sollten aus der Berechnung des Cashflows ausgeklammert werden, ebenso extreme Veränderungen bei der Bildung oder der Auflösung stiller Reserven .

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Börsen- oder Marktpreis von Wertpapieren , Devisen , Münzen oder Waren. Der Kurs schwankt je nach Angebot und Nachfrage.

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Aktienkurs im Verhältnis zum erwirtschafteten oder erwarteten Gewinn pro dividendenberechtigte Aktie . Die Kennzahl zur Aktienbewertung gibt an, wie viel Mal der Gewinn pro Aktie im Aktienkurs enthalten ist. Anhand des KGV können verschiedene Titel innerhalb einer Branche verglichen werden.

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1. Differenz zwischen den Aktiv- und den Passivzinsen einer Bank (Zinsmarge ). 2. Differenz zwischen dem Geldkurs und dem Briefkurs eines Wertpapiers (Geld-Brief-Spanne ). 3. Bareinschuss (Initial Margin , Variation Margin ) bei Futures oder CDF (Sicherheitsmarge). 4. Ergebnis (meist das operative) im Verhältnis zum Umsatz (Return on Sales, RoS).

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1. Verlauf des Kurses eines Wertpapiers. 2. Meist in Prozenten ausgedrückte Wertentwicklung eines Portefeuilles inklusive Ausschüttungen (reinvestiert). 3. Anlagepolitische Leistung der Leitung eines Anlagefonds, einer Beteiligungsgesellschaft, eines Hedge Fund oder einer Pensionskasse mit Blick auf das Anlageziel.

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In der Finanzmarkttheorie wird das Risiko einer Anlage an den Ertragsschwankungen gemessen. Risiko und Ertrag stehen theoretisch in einem direkten Zusammenhang: Je höher das eingegangene Risiko ist, desto grösser sollte längerfristig der Ertrag der entsprechenden Anlage ausfallen (vgl. Risikomanagement ).

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Deckt nahezu sämtliche an der SIX kotierten Unternehmen ab. Der Index ist dividendenkorrigiert und somit ein Performanceindex .

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Überwacht und lenkt (über die Strategiefestlegung) für die Gesamtheit der Aktionäre die Geschäftsleitung eines Unternehmens. Die VR-Mitglieder einer AG schweizerischen Rechts müssen in der Regel mehrheitlich das Schweizer Bürgerrecht besitzen und in der Schweiz wohnhaft sein. Der VR besteht aus exekutiven (unternehmensinternen) und nicht exekutiven (externen) Mitgliedern. Immer mehr setzt sich im Rahmen einer guten Corporate Governance die Praxis durch, dass ein bedeutender Teil der VR in keiner geschäftlichen Beziehung zum Unternehmen stehen darf. Der VR wird von der GV gewählt.

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Als Weiterentwicklung und Ergänzung bezeichnet CEO Knut Zimmer die Änderungen an der Strategie von Feintool. Mit ihnen macht die stark auf den Automobilsektor ausgerichtete Industriegruppe einen wichtigen Schritt. Sie erweitert ihr Technologiespektrum vom Feinschneiden und Umformen auf das Elektroblechstanzen und erschliesst sich damit den Markt für Elektromotorkomponenten. Mittel zum Zweck ist die Ende Juli zugekaufte Stanz- und LaserTechnik Jessen.

Knut Zimmer ist quasi ein akquiriertes Eigengewächs. Der 55-jährige Betriebswirt und Industriekaufmann steht der Feintool-Gruppe seit Anfang Jahr als CEO vor und führt in Personalunion zugleich ihr Teilegeschäft, das Segment System Parts. Zu Feintool stiess er 2012 durch die Übernahme des Umformspezialisten Herzing & Schroth, für den er seit dem Jahr 2000 als Geschäftsführer gewirkt hatte. Nach dessen Integration verantwortete er zunächst den aus der Akquisition neu entstandenen Bereich Forming Europe. Vor rund einem Jahr übernahm er dann die Leitung des gesamten europäischen Teilegeschäfts. Begonnen hatte er seine Karriere 1983 als Leiter Controlling des württembergischen Maschinenbauers Müller Weingarten. Dem folgte je eine weitere Station im Maschinenbau und in der Strombranche.

Herr Zimmer, Feintool holt sich mit dem deutschen Elektroblechstanzer Stanz- und LaserTechnik Jessen ein drittes Kompetenzfeld ins Haus. Ist der Markt für Feinschneid- und Umformteile zu eng geworden? Keineswegs, wir folgen lediglich einer klaren Linie: Unser Ursprung liegt im Feinschneiden, 2012 kam das Umformen dazu, und nun expandieren wir weiter. Stets geht es um die hochpräzise Verarbeitung von Stahlblech in grossen Volumen. Warum Elektroblechstanzen? Weil ein breiter Trend zu elektrischen Antrieben besteht, nicht nur im Automobilbereich. Dafür braucht es Elektromotoren, und für die braucht es gestanztes Elektroblech. Diesen Trend haben wir aufgenommen, nicht als Ersatz für Bestehendes, sondern für Wachstum über eine technologisch breitere Aufstellung.

Sie sehen Elektromotoren im Fahrzeugantrieb als wichtiges Wachstumsfeld. Ihr angestammtes Geschäft dagegen ist stark auf den konventionellen Antrieb ausgerichtet. Geht es nicht auch darum, Wachstum zu schaffen, das anderweitig nicht mehr garantiert werden kann? Das ist ein falscher Eindruck. Feintool wird nicht elektrisch, sondern auch elektrisch. Im Feinschneid- und im Umformgeschäft sehen wir langfristig viel Potenzial. Beide werden wachsen, selbst wenn der traditionelle Antrieb stagnieren sollte. Beides sind Kernkompetenzen, in denen wir uns als Technologietreiber sehen und in die wir weiter investieren. Mit dem Aufbau einer dritten Säule  kompensieren wir nicht, wir setzen Wachstum obendrauf.

Kann Feintool über den Aufbau eines dritten Kompetenzfeldes Synergien heben? Kostenseitig nicht. Unsere Motivation war eine andere. Jessen hat einen guten Namen, ist technologisch breit aufgestellt und verfügt über Entwicklungspotenzial in der Grösse. Die Grösse hat bislang Wachstumsgrenzen gesetzt. Der Zugang zu Fahrzeugprojekten ist fordernder, als es viele Projekte im Industriesektor sind. Da kann Feintool helfen, über die Grösse und mit Wissen, wie man solche Projekte handhabt und wie man ein Geschäft global ausrollt.

Was bedeutet das konkret? Jessen bringt Kunden vor allem aus dem Industriebereich mit, Feintool viele aus dem Automotive-Bereich. Von beiden Seiten haben wir bereits äusserst gute Resonanz. Durch die Kombination der Unternehmen sehen die Kunden Potenzial für weiteres Wachstum – grössere Projekte und grössere Volumen. Bereits haben wir einen Auftrag eines namhaften Elektrobusherstellers erhalten. Zudem führen wir vielversprechende Gespräche für globale Projekte. Das wäre Feintool allein nicht gelungen, weil die Technologie fehlte, und auch Jessen nicht, wegen der Grösse. Uns stimmt das sehr zuversichtlich.

Durch den Erwerb von Herzing + Schroth baute Feintool ab 2012 das Umformgeschäft auf und globalisierte es. Dient dieses Modell nun als Vorlage? In vielen Belangen, ja. Die Planung sieht ähnlich aus. Wir werden auch die Technologien von Jessen neuen Projekten folgend Schritt für Schritt in die Märkte bringen und global ausrollen.

Wie sehen die Umsatzerwartungen für das neue Kompetenzgebiet aus? Jessen setzt rund 40 Mio. € um, etwa 70% davon im Industrie- und 30% im Automotive-Bereich, da aber beschränkt auf den Antrieb von Nebenaggregaten. Weil wir künftig auch für elektrische Hauptaggregate zuliefern wollen, haben wir uns zum Ziel gesetzt, bis 2025 rund 100 Mio. € umzusetzen, mit weiterem Wachstum im Industrie- und mit Projekten im Automotive-Bereich, die insgesamt grössere Volumen haben.

Feintool erzielt gut 90% des Umsatzes mit dem Automobilsektor. Das neue Geschäft ist sehr viel breiter aufgestellt. Sehen Sie das als Vor- oder als Nachteil? Wir sehen das als Vorteil. Die Strategie von Feintool ist nicht, einen hohen Automotive-Anteil zu haben, sondern Feinschneid- und Umformteile in hoher Stückzahl und unter hohen technischen Anforderungen zu fertigen. Da drängt sich Automotive einfach auf. Im Elektroblechstanzen ist das anders. Der Bedarf an E-Motoren steigt in grosser Breite. Daran wollen wir teilhaben, auf allen Gebieten, ergänzt aber um Konzepte im Hauptantrieb von E-Fahrzeugen, weil das grosse Stückzahlen mit hohen Anforderungen verspricht, also eine Stärke von uns ist.

Stanzen und Laserschneiden von Elektroblech plus Weiterverarbeitung: Darauf ist Stanz- und LaserTechnik Jessen, der jüngste Zukauf von Feintool, spezialisiert. Elektrobleche sind kaltgewalzte Eisen-Silizium-Legierungen mit magnetischen Eigenschaften. Benutzt werden sie für die Fertigung elektrischer Systeme, wo sie eine funktionsbestimmende Rolle spielen.

Hochpräzis in Form gestanzt oder lasergeschnitten, wird das teils hauchdünne Elektroblech zu elektromagnetischen Komponenten aufgeschichtet und fixiert. Zur Anwendung gelangen die «geblechten» Komponenten unter anderem in Elektromotoren als Magnetkern in Form des Stators und des Rotors, des fest stehenden und des beweglichen Teils eines E-Motors.

Der geschichtete Aufbau ist eine physikalische Notwendigkeit. Nur so lässt sich ein Magnetfeld stabil ausrichten. Magnetkerne aus Vollmaterial würden veränderliche Magnetfelder erzeugen. Dadurch entstehen Wirbelströme, die die Übertragung elektrischer Leistung behindern und Hitze bilden. Durch die Verwendung geschichteter Blechkomponenten lässt sich das verhindern.

Feintool baut ein neues Standbein auf, entwickelt und globalisiert es, braucht mehr Branchenkenntnis und investiert auch kräftig in das angestammte Geschäft. Besteht da nicht die Gefahr, sich finanziell oder personell zu übernehmen? Feintool ist finanziell sehr solide aufgestellt. Die Grösse dieser Aufgabe trauen wir uns zu. Wir können unser Geschäft, alt und neu, mit unseren finanziellen Ressourcen gut entwickeln. Eine Integration dagegen geht immer über die Menschen. Auch da bin ich optimistisch, dass wir den richtigen Zugang ein weiteres Mal finden. Ebenfalls wichtig ist, die Organisation nach den Erfordernissen des Wachstums weiterzuentwickeln. Für uns ist das ein permanenter Prozess.

«Wir investieren uns von der Konkurrenz weg», pflegt VR-Präsident Alexander von Witzleben jeweils zu sagen. Gilt das nun auch für das Elektroblechstanzen? Unser Geschäft ist kapitalintensiv, und der umfangreiche Einsatz neuester Produktionstechnologie bietet uns einen gewissen Schutz vor Wettbewerb. Auch im Stanzen von Elektroblech werden wir auf neueste Fertigungsmethoden setzen, doch der Kapitalbedarf ist niedriger, die Maschinen sind kleiner und günstiger. Das Investitionsverhalten ist ein anderes: Wir folgen Projekten, die uns Kunden in die Verantwortung geben, das heisst, wir werden den Markt Schritt für Schritt für uns erschliessen und dem Entwicklungstempo der E-Mobilität entsprechend mit Investitionen folgen.

Wie ist der Markt der Elektroblechstanzer und -paketierer strukturiert? Wir finden heute zwei, vielleicht drei globale Anbieter, sonst gliedert sich der Markt primär regional in kleinere Einheiten. Jessen zählt bereits zur Mitte. Der Vorteil für uns liegt auf der Kundenseite: Kunden aus dem Automobilsektor erhalten Lösungen von uns, egal, wie viele E-Motoren und wie viele Teile für den traditionellen Antrieb im Fahrzeug stecken. Wir allein können drei Technologien anbieten: Feinschneiden, Umformen und Elektroblechstanzen.

Vor dem Kauf von Stanz- und LaserTechnik Jessen war Feintool auf das Feinschneiden und das Umformen fokussiert, zwei Technologien, die oft miteinander kombiniert werden. Feinschneiden ist eine hochwertige Form des Stanzens. Es ermöglicht die Produktion hochpräziser Metallteile durch spanloses Trennen mit Pressen, die Feintool ebenfalls anbietet – als unangefochtener Weltmarktführer. Das Verfahren erlaubt saubere, rechtwinklige sowie ein- und abrissfreie Schnittflächen. Ein Nachbearbeiten erübrigt sich. Steckzungen von Sicherheitsgurten sind ein Beispiel für ein oft mit dieser Technologie hergestelltes Teil.

Feinschneiden ist auf hohe Stückzahlen ausgelegt. Bei kleinen Teilen sind bis 200 Hübe pro Minute möglich. Über raffinierte Werkzeugkonzepte lassen sich mehrere Bearbeitungsschritte in einem Pressenhub kombinieren, darunter Umformen und Biegen. Dadurch sind auch anspruchsvolle Formen realisierbar.

Und das erklärte Ziel dabei ist, im neu erworbenen Kompetenzfeld einer der globalen Anbieter zu werden? Im Automotive-Bereich ist eine weltweite Aufstellung für Zulieferer zentral. Wir wollen nicht irgendein, sondern der globale Anbieter werden.

Erlaubt das neu erworbene Geschäftsfeld ansprechende Margen? Jessen arbeitet heute mit Margen, die ungefähr denen von Feintool entsprechen. Eine Verwässerung wird es nicht geben.

Mit spezialisierter Umformtechnologie ist in puncto Komplexität der umgeformten Teile noch viel mehr möglich. Selbst eine hochkomplexe Teilegeometrie wie die eines Lamellenträgers für Automatikgetriebe lässt sich damit produzieren. Feintool kombiniert dafür bis zu vierzehn Einzelwerkzeuge zu einem hochpräzisen Ganzen. Über Stufenpressenwerkzeuge sind auch unterschiedliche Wandstärken möglich.

Fertigungstechnisch wird unter Umformen eine plastische Werkstoffverformung verstanden. Dies geschieht in der Regel im Kaltumformverfahren mithilfe mächtiger Pressen. Zur hohen Präzision und zum Vorteil, keine mechanischen Prozesse anschliessen zu müssen, gesellt sich der hohe Teileausstoss der Pressen selbst. Feintool spricht von über 600 Teilen je Stunde.

Der hohe Output von Feinschneid- und Umformpressen prädestiniert die Verfahren für Kundenbranchen, die wie der Automobilsektor grosse Stückzahlen hochpräziser Teile abrufen. Nach Feintool stecken in einem Auto bis zu 200 Feinschneid- und Umformteile, verteilt auf Motor, Getriebe, Fahrwerk, Sicherheitssysteme und Sitzmechanismen.

Dazu kommen allein für Nebenaggregate und Komfortfunktionen schon heute durchschnittlich rund 40 Elektromotoren, Tendenz steigend. In Luxusautos sind es bis zu 100.

Das Margenniveau von Feintool wird beständig durch hohe Investitionen limitiert, durch Vorleistungen für Wachstum. Wird das so bleiben? Wenn wir wachsen wollen, müssen wir investieren. In unserem Geschäft geht Wachstum über zusätzliche Kapazitäten. Der Vorteil, den wir in der Elektromobilität und in den Investitionen dafür sehen, ist der, dass wir in Schritten investieren können. Das bringt unserer Investitionstätigkeit etwas Entspannung, auch margenseitig. Der Mix verändert sich leicht. Das tut uns gut.

Durch den Erwerb von Jessen ist die Verschuldung merklich gestiegen. Wird der Cashflow reichen, um sie zu reduzieren? Wir sind zuversichtlich. Uns ist es wichtig, über die Margen genug Cashflow zu generieren, um die Verschuldung zu senken. In der Höhe ist sie nach wie vor unproblematisch, aber nicht wie gewünscht. Doch die Attraktivität der erworbenen Technologie war es uns wert, vorübergehend mehr Schulden auf die Bilanz zu nehmen.

Die Aktien Feintool haben Raum nach oben

Die Aktien Feintool und der SPI Extra haben einander über die vergangenen sechs Monate wenig geschenkt. In der Performance herrscht fast Gleichstand, und auch der Kursverlauf ist ähnlich, wobei der von Feintool ausgeprägtere Schwankungen zeigt. In der Bewertung hört die Ähnlichkeit allerdings auf. Im zwölf Monate vorausschauenden Kurs-Gewinn-Verhältnis erreichen Feintool nur zwei Drittel vom Niveau des Index der mittelgrossen und kleinen Titel (14 gegenüber 22).

Der zentrale Grund für den Abschlag ist die enge Verflechtung mit dem Automobilsektor. Rund um dieses ohnehin zyklische Gebiet herrscht grosse Unsicherheit – der Übergang ins Zeitalter der Elektromobilität und des autonomen Fahrens schafft viele Unwägbarkeiten. Anleger mögen das nicht, sie verlangen eine Risikoabschlag.

Der Ende Juni gemeldete Kauf von Stanz- und LaserTechnik Jessen hat daran nichts Grundlegendes geändert, obwohl sich Feintool mit der dadurch erworbenen Technologie die Tür zum Markt für Elektromotoren und für E-Mobilität öffnet. Für das neue Geschäft des Elektroblechstanzens wird bis 2025 ein Durchschnittswachstum von rund 13% pro Jahr erwartet. Das verspricht bis dahin einen Umsatzanteil von mindestens 10%.

Bis 2025 wird gemäss Prognose der Boston Consulting Group oder von LMC Automotive ein Achtel der neu zugelassenen Automobile elektrisch fahren können, als reines Elektrofahrzeug oder als Hybrid mit Elektro- und Verbrennungsmotor. Fünf Jahre später soll es schon doppelt so viel sein.

Bereits heute wächst die Gruppe mehr als die globale Automobilproduktion, und sie tut das profitabel. Der gute Halbjahresabschluss bestätigt das ebenso wie die Zuversicht im Ausblick. Wichtige Gründe sind die Präsenz in allen bedeutenden Märkten, führende Positionen, die beständige Erweiterung der Grenzen des Feinschneidens und Umformens sowie die Profilierung als Dienstleister und Systemanbieter.

Die zweigleisige Aufstellung als Teilefertiger (Segment System Parts) und Anbieter von Feinschneidpressen (Fineblanking Technology) hilft ebenfalls – viele Anwendungen im Teilegeschäft entspringen Neuerungen im Maschinenbereich. Mit der neuesten Pressengeneration FB One, die unter anderem 30% weniger Energie verbraucht und eine 20% höhere Taktzahl ermöglicht, wird das nicht anders sein.

All das betrachtend, sind den Aktien gute Chancen auf steigende Kurse einzuräumen, allein schon wegen der Wachstumsaussichten. Von der Marge sind zwar kaum Impulse zu erwarten, dafür hat die Bewertung Luft für mehr. Was auf kürzere Sicht eine Höherbewertung auslösen kann, ist allerdings nicht so augenfällig. Dass an sich aber mehr drinliegt, verleiht Feintool noch zusätzlichen Reiz.

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