50 Jahre katholische Kirche St. Marien: Mit Westmark und vielen Helfern zum Erfolg - Meiningen - inSüdthüringen

2022-05-13 20:19:05 By : Ms. Zoe Liu

Vor 50 Jahren entstand in Meiningen der Neubau der katholische Kirche St. Marien. Von Donnerstag bis Sonntag feiert die Gemeinde das Weihejubiläum. Unter sehr schwierigen Bedingungen wurde das neue Gotteshaus errichtet. Matthias Leschinski, der damals als Jugendlicher mit vielen anderen am Bau mithalf, erinnert sich daran noch gut.

Vor 50 Jahren entstand in Meiningen der Neubau der katholische Kirche St. Marien. Von Donnerstag bis Sonntag feiert die Gemeinde das Weihejubiläum. Unter sehr schwierigen Bedingungen wurde das neue Gotteshaus errichtet. Matthias Leschinski, der damals als Jugendlicher mit vielen anderen am Bau mithalf, erinnert sich daran noch gut.

Herr Leschinski, warum war der Bau einer neuen Kirche erforderlich?

Aus mehreren Gründen: Die alte Kirche war zu klein geworden, denn nach dem Krieg hatte sich die Gemeinde enorm vergrößert, sonntags mussten drei Gottesdienste gefeiert werden. Als Heizung diente ein riesiger Kanonenofen, durch die häufigem Hochwasser hatte die Bausubstanz stark gelitten.

Jeder, der ein Eigenheim zu DDR-Zeiten gebaut hat, weiß, wie schwierig es war, Baumaterial und Firmen zu bekommen. Wie war es beim Kirchenbau?

Der Bau dauerte mehrere Jahre und begann vorher mit dem Abriss und Neubau des Schwesternhauses neben der Kirche. Die Genehmigung wurde nur unter den Bedingungen erteilt, keine Firmen einzubinden und kein Baumaterial aus dem Bevölkerungsbedarf zu beziehen. Somit gab es keine Materialfreigaben oder Kontingente.

Wie konnte unter diesen Bedingungen ein solches Bauwerk entstehen?

Zunächst wurde ein kleiner Bautrupp mit festangestellten Handwerkern gegründet. Das über Genex gelieferte Material wurde vom Bistum Würzburg bezahlt. Aber auch aus unserer Gemeinde und aus anderen Orten kamen viele Spenden.

Was war Genex und was hatte Würzburg damit zu tun?

Über Genex konnten offiziell Waren aus der DDR-Produktion bezogen werden, die aber ausschließlich in Westmark bezahlt werden mussten. Traditionell und kirchenrechtlich gehörten wir derzeit zum Bistum Würzburg. Das war natürlich ein Vorteil für uns. Ohne diese Unterstützung hätten wir gar nicht bauen können. Der Bischof von Erfurt war damals Administrator für unser Gebiet.

Haben die Gemeindemitglieder auch aktiv mitgeholfen?

Ja, ohne Tausende unentgeltliche Arbeitsstunden wäre es nicht gegangen. Zwei Beispiele dazu: Die Altarwand am Mühlgraben musste ungefähr fünf Meter tief gegründet werden. Das Ausheben des Fundamentes geschah ohne jegliche Technik, alles mit Pickel und Schaufel. Oder, als das Elektrokabel verlegt wurde, gab es ein Zeitfenster von nur drei Tagen. Ein Bagger stand nicht zur Verfügung. Also hieß es, den Kabelschacht von der Trafo-Station Am Mittleren Rasen bis zur Kirche per Hand auszuheben – etwa 300 Meter. Am Freitagnachmittag ging es los. Es waren eine Menge Helfer gekommen, auch aus den Nachbarorten. Am Sonnabend war der Graben ausgehoben und das Kabel ins Sandbett gelegt. Am Sonntag haben wir den Graben wieder zugeschaufelt. Die Anwohner haben gestaunt, wie schnell es ging, denn oft dauerte es auf öffentlichen Baustellen Wochen, bis solche Arbeiten abgeschlossen waren.

Das Verhältnis zwischen Staat und Kirche war angespannt. Wie verhielten sich die Behörden beim Baugeschehen?

Es wurden immer wieder Steine in den Weg gelegt und es war teilweise ein „Katz- und Mausspiel“. Auch dazu zwei Beispiele: Die Ziegelsteine, der Kalk oder Zement kamen meistens nachts oder am Wochenende, ohne Vorankündigung, mit Waggons an. Das Umladen auf die Lkws und das Abladen geschah wieder per Hand. Paletten gab es nicht. Der Garten vor dem Pfarrhaus wurde zum Baustofflager. Das Entladen der Güterzüge sollte möglichst schnell vonstattengehen, denn sonst wären Standgebühren fällig geworden. Oder, das Eingangsportal und der Turm sollten behördlicherseits stehen bleiben. Aber der Turm war völlig marode und die Wand hätte bautechnisch und gestalterisch überhaupt nicht ins Baukonzept gepasst. Also wurden Mauer und Turm in einer „Nacht- und Nebelaktion“ einfach mit einem Drahtseil umgelegt. Das blieb allerdings nicht ohne Folgen, es brachte einen wochenlangen Baustopp ein.

Wer waren die Leute, die in ihrer Freizeit so tatkräftig mithalfen. Wie war das organisiert?

Wir waren damals eine große, aktive und starke Gemeinde. Es gab mehrere Jugendgruppen, Chor, Familienkreise, Angebote für alle Altersgruppen. Für viele Leute war es das zweite Zuhause. Ich denke an Wandertage, bunte Abende im Pfarrhaus, Faschingsfeiern, schöne Urlaube mit Zelt und vieles mehr. Da kaum jemand ein Telefon hatte, fuhr der Pfarrer mit dem Pkw zu den Gruppenleitern, wenn ein Waggon kam. Die Leiter mobilisierten dann die übrigen Helfer. Es kam vor, dass wir Jugendlichen von einer Gartenparty zum Ausladen gingen. In ein oder zwei staatlichen Baubetrieben gab es Fuhrparkleiter, die entweder zur Kirche gehörten oder uns wohlgesinnt waren, die dann kurzfristig ihre Fahrer und Lkws bereitstellten. Natürlich hat dabei so manches Päckchen West-Kaffee oder Zigaretten seinen Besitzer gewechselt. Ich möchte noch erwähnen, dass beim Bau nicht nur die Männer aktiv waren, sondern auch die Frauen. Ich denke an körbeweise belegte Brote und vieles, vieles mehr an Unterstützung.

Gab es auch Pannen beim Bau?

Ja, es gab Pannen, aber alle haben wir nicht immer mitbekommen. Ich erinnere mich, dass die Stahlbinder für das Dach mittels Kran aufgesetzt werden sollten, aber leider hatte der Arm des Krans nicht die nötige Höhe und somit war die Sache erst mal gescheitert. Als positiv erwies sich der Umstand, dass ein größerer Kran zufällig in der näheren Umgebung zur Verfügung stand.

Warum hat die Kirche keinen Turm?

Ein Turm war vorgesehen und das Fundament seitlich des Eingangs wurde auch gegossen. Der Kirchenbau war aber für alle Beteiligten eine riesige Kraftanstrengung. Deshalb plante man, später den Glockenturm zu bauen – dabei ist es geblieben.

Haben Sie einen Lieblingsplatz in der Kirche?

Ich sitze gern in den hinteren Bänken. Das Licht- und Farbenspiel der Fenster ist von dort aus besonders beeindruckend zu sehen. Die Gestaltung der Altarwand finde ich sehr gelungen.

 Veranstaltungen zum Jubiläum

Do, 17 Uhr: Hl. Messe am Marienbild in der Haßfurt

Fr, 19 Uhr: Konzert mit der Band „Kulturbeutel“ (Irish Folk) im katholischen Gemeindesaal

Sa, 18 Uhr: Vortrag von Dr. Johannes Mötsch zum Kirchenbau im Gemeindesaal, anschließend Weinabend

So, 10.15 Uhr: Festgottesdienst, anschließend gemütliches Beisammensein mit Essen, Trinken, Musik, Hüpfburg für die Kinder

So gegen 15 Uhr: Orgelkonzert in der Kirche mit Ludwig Zeisberg