Singen: Singener Mittelständler Wefa wird 50: Was Aluminiumwerkzeug mit Medizin-Implantaten zu tun hat | SÜDKURIER

2022-05-27 20:16:22 By : Ms. Cindy Huang

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Wer im Auto eine Klimaanlage einschaltet, tut es. Wer mit dem Stoßfänger am Auto ein Hindernis berührt, tut es möglicherweise. Und wer in der Küche eine Schublade an einem Aluminiumgriff herauszieht, tut es vielleicht auch. Er oder sie nutzt Produkte, die mit Werkzeugen aus Singen hergestellt wurden. Genauer gesagt mit Werkzeugen, die bei der Firma Wefa produziert wurden.

Denn Wefa stellt das her, was unter Metallverarbeitern als Strangpresswerkzeug bekannt ist. Joachim Maier nutzt dafür das Bild von der Spätzlepresse. Maier ist mit seinem Bruder Oliver als geschäftsführender Gesellschafter bei dem großen Mittelständler im Singener Industriegebiet tätig. Wenn man im Bild der Spätzlepresse bleibt, dann sind die Werkzeuge von Wefa der Aufsatz. Durch diesen wird das heiße Aluminium ähnlich wie der Spätzleteig hindurchgepresst. Und das Werkzeug gibt dem Aluminium dann die Form, die es am Ende haben soll.

Und weil die Singener Werkzeuge sehr feine Aluminiumprofile erzeugen können, sind sie für die Herstellung von Klimaanlagen-Elementen interessant. Denn die Lamellen des Klimakörpers sitzen zwischen sehr feinen Profilen, wie Joachim Maier an einem Anschauungsbeispiel zeigt: „Dabei ist Genauigkeit im Tausendstel-Millimeter-Bereich notwendig.“

Bei deutschen Autoherstellern würden diese Aluminiumprofile des Klimakörpers höchstwahrscheinlich alle mit Wefa-Werkzeugen hergestellt. In den USA liege dieser Marktanteil bei etwa 60 Prozent, in Asien bei 50 Prozent, sagt Maier.

Und: Alles, was in einem Auto von Tesla gekühlt wird, werde auch mit Wefa-Werkzeugen gemacht. Denn durch die Singener Produkte könne man Anlagen herstellen, die effizienter kühlen, sagt der Geschäftsführer. Das sei ein Argument für alle Anwendungen, bei denen es wie im Elektroauto um den Energieverbrauch geht.

Doch die Werkzeuge von Wefa werden nicht nur sehr klein, sondern auch sehr groß. Bis zu einem Durchmesser von 600 Millimetern würde das gehen, sagt Joachim Maier. Mit solchen größeren Werkzeugen kann man beispielsweise Aluminiumprofile für Stoßfänger in Autos herstellen. Und auch bei Aluminiumelementen für die Möbelindustrie sind größere Werkzeuge gefragt. Wenn Joachim Maier durch das Werk führt, fallen auch noch Worte wie Satellitenanwendungen, Kühlkörper oder Zierleisten.

Als das Unternehmen vor 50 Jahren unter dem Namen Werkzeugfabrik Worblingen mit neun Mitarbeitern in Singens Nachbargemeinde anfing, war vieles von dem, was heute zum Kern der Firma gehört, noch nicht absehbar. Sein Vater Bruno Maier habe das Unternehmen zwar gegründet, sagt Joachim Maier. Allerdings sei die ursprüngliche Werkzeugfabrik als externer Werkzeugbauer für Alusuisse gestartet und zunächst auch eine Unternehmenstochter des großen Singener Aluwerks gewesen.

1986 hätten dann drei Männer die Wefa gekauft, in einem Management-Buy-out. Das bedeutet, dass Manager ein Unternehmen kaufen und selbst Unternehmer werden. Heute sei die Wefa jeweils hälftig im Besitz der Familien Maier und Boesken, operativ im Alltagsgeschäft sei aber nur die Familie Maier tätig.

Wegen einer Krise in der Aluminiumbranche in den 1990er-Jahren habe sich das Unternehmen dann auf Strangpresswerkzeuge konzentriert. Es gab Erweiterungen, die erste fand 1994 nach Tschechien statt. Heute hat Wefa außerdem Standorte in der Schweiz und in den USA. Und 1999 kam das erste Patent auf eine bestimmte Beschichtung für die Werkzeuge.

Heute sei man Marktführer bei Strangpresswerkzeugen mit dieser Art von Beschichtung, sagt Geschäftsführer Joachim Maier: „Die Werkzeuge werden dadurch widerstandsfähiger und langlebiger.“ Und Denise Buntru, die Marketing-Verantwortliche des Unternehmens, ergänzt, dass dadurch das Aluminium schneller fließe als bei herkömmlichen Werkzeugen und die Werkzeuge leichter zu pflegen seien. „Überall geht der Trend zu leichten Metallen. Daher sehen wir sehr positiv in die Zukunft.“

Und zum 50. Geburtstag des Unternehmens verkünden Maier und Buntru gleich noch etwas: Wefa wird in die Medizintechnik einsteigen und Rückenmarksimplantate herstellen. Der Weg dahin führte über eine Beteiligung an dem Startup Stimos, das die Implantate auch bekommen soll. Stimos macht Materialien und Beschichtungen für Medizinprodukte, die Abstoßungsreaktionen des Körpers verhindern sollen. Gegründet wurde es von drei Mitarbeitern der Universität Konstanz und einem Manager aus der Medizintechnik.

Beschichtungen sind der gemeinsame Nenner der beiden Firmen. Für Wefa sei die Medizintechnik indes ein ganz neuer Bereich, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter Joachim Maier. Denn statt um Werkzeuge für die Aluminiumverarbeitung geht es dann um Hochleistungskunststoffe. Und das Unternehmen werde dafür auch selbst für Medizintechnik zertifiziert – eine unglaublich aufwendige Zertifizierung, wie Denise Buntru hinzufügt.

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