Kaltwalzen, erhitzen, nachwalzen, strecken, biegen – die Produktion von Kaltband ist ziemlich kompliziert. Dies zeigt das Beispiel der Firma Theis in Hagen. Ohne Fachkräfte läuft da nichts.
Hagen. Oberflächen glätten, Verhärtungen lösen, in der Wärme entspannen: Was sich nach einem angenehmen Wellnessprogramm im Winter anhört, ist stahlharter Alltag in den Friedr. Gustav Theis Kaltwalzwerken in Hagen. 100.000 Tonnen Bandstahl werden dort jährlich verarbeitet.
340 Mitarbeiter fertigen Stahlbänder verschiedenster Legierungen und Güte, korrosionsbeständige Thenox-Edelstahlbänder sowie Flachdrähte und Profile. Die Abnehmer kommen vor allem aus der Auto-Industrie.
Zulieferer produzieren aus den kaltgewalzten und geschnittenen Bändern Teile für Pkw-Leuchten, Einspritzdüsen, Sicherheitsteile im ABS-System oder Halterungen für Sicherheitsgurte. Aber auch im Handy, in Kettensägen, Webkämmen oder Batteriehülsen ist der Hagener Stahl zu finden.
Dimor Robbenmenke, Leiter der Qualitätssicherung, erklärt, was mit den angelieferten Stahlcoils passiert: „Zuerst kommt das Kaltwalzen. Danach ist das Material hart und spröde.“ In der anschließenden Wärmebehandlung erhole sich das Gefüge und könne gut weiterverarbeitet werden: „Weil dabei aber die Oberfläche leidet, muss der Stahl noch mal kurz nachgewalzt werden oder durch die Streck-Biege- Anlage laufen.“
Das Kaltband wird in Öfen bei rund 700 Grad erwärmt. Die Spezialität von Theis ist Thenox-Edelstahl, der durch den hohen Chromanteil und einen speziellen Legierungsmix extrem rost-, säure- und hitzebeständig ist. Der braucht noch höhere Temperaturen und muss schnell abgeschreckt werden. Das geschieht in der fast 30 Meter hohen Kontiglühe. Die befindet sich in einem doppelt so hohen Turm – das weithin sichtbare Erkennungsmerkmal des Hagener Werks.
Das Geschäft läuft gut. Das war nicht immer so. Ende 2008 geriet die weltweit agierende Firma in eine Schieflage. In der Insolvenz mussten vor allem die jüngeren Mitarbeiter gehen. So wurde die Erfahrung im Betrieb gehalten. „Jetzt arbeiten wir wieder kräftig an der Verjüngung der Belegschaft“, sagt die für das Personal Verantwortliche, Tanja De Liello: „Unsere Ausbildungsquote liegt bei 10 Prozent.“
Ob Verfahrens- und Industriemechaniker, Elektroniker, Werkstoffprüfer oder Industriekaufmann – in diesen Berufen bildet die Firma aus. De Liello freut sich, dass es auch zwei weibliche Mechaniker-Azubis gibt. Wer in so einen „männerdominierten Betrieb“ komme, habe großes Interesse und wolle etwas erreichen: „Das merkt man an den Leistungen.“
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